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MenschensBILDUNG
Karin & Svenka Kahl
99830 TREFFURT (D)

Stress durch Überforderung

Überforderung

Überforderung, Überlastung. Ein Gefühl, das momentan wohl in fast jeder Familie und an fast jedem Arbeitsplatz zu Hause ist. Viele von uns sind so überfordert, dass ihr Gehirn in den Alarm-Modus umschaltet, so dass höhere Denkfunktionen nicht mehr wie gewohnt und wie nötig funktionieren. Das betrifft auch unsere Kinder, sogar schon die Allerjüngsten.

Übernimm Verantwortung

In der Regel wird die Überforderung von uns Erwachsenen auf unsere Kinder übertragen, und somit sind wir in der Verantwortung, den Teufelskreis zu durchbrechen. Anfangen kann nur jeder bei sich selbst.

Ich lade dich ein, einmal zu beobachten, wie sich Überforderung bei dir und bei deinem Kind äußert. Höre intensiv in deinen Körper hinein und achte auch auf deine Kommunikation. Was teilt dir dein Kind über sein Verhalten mit? Mache dir dazu am besten Notizen.

Woran merkst du die Überforderung?

Wenn uns alles zu viel wird, zeigt sich das bei Erwachsenen, bei Kindern und bei Jugendlichen auf sehr ähnliche Weise.

Ich persönlich verspüre zunächst eine Nervosität. Plötzlich kann ich nicht mehr still sitzen, dauernd stört mich etwas an meiner Kleidung, oder das leiseste Geräusch geht mir tierisch auf die Nerven. Es fällt mir immer schwerer, mich auf meine Tätigkeit zu konzentrieren, weil meine Gedanken schon bei den nächsten Punkten auf meiner ToDo-Liste sind. Ich bin dann unzufrieden mit mir und verliere nicht nur den Überblick, sondern auch den Antrieb. Nach einem solchen Tag schlafe ich meistens auch noch schlecht. Wenn mich in dieser Verfassung noch jemand aus der Familie um etwas bittet, reagiere ich gereizt, und es schaukeln sich unnötige Konflikte hoch. Geht es dir ähnlich?

Leider ist es so, dass unsere Kinder ganz feine Antennen dafür haben, wie es uns gefühlsmäßig geht. Vor allem die ganz Kleinen wissen instinktiv, dass ihnen Gefahr droht, wenn wir als Eltern ihnen nicht den emotionalen Rückhalt bieten können, den sie brauchen. Sie reagieren dann ihrerseits gereizt. Wie oft hat gerade dann schon das Verhalten deines Kindes bei dir das Fass zum Überlaufen gebracht? Ich muss zugeben, dass mir das auch häufig passiert ist.

Wenn wir lernen, die ersten Anzeichen von Überforderung besser wahrzunehmen und früher gegenzusteuern, können wir solche unnötigen Stresssituationen vermeiden, die ja letztendlich die Überforderung nur noch verschlimmern.

Selbstbeobachtung ist der Anfang

Nimm dir bitte Zeit, dich, dein Kind und deinen Partner zu beobachten und auf Zeichen von Überforderung zu achten. Schreibe deine Wahrnehmung in dein Tagebuch und sprich mit deiner Familie darüber!

Wenn jedes Familienmitglied eher spüren kann, wann es selbst oder wann die anderen überfordert sind, baut das viel Spannung im Alltag ab.

Meine Top 7 Tipps bei Überforderung

Wenn du die Überforderung bei dir selbst, deinem Kind oder deinem Partner rechtzeitig bemerkst, kannst du erfolgreich gegensteuern.

Wie machst du das? Ich empfehle immer wieder diese 7 Punkte:

1. Prioritäten setzen
2. Ängste hinterfragen und abbauen
3. Unnötige Reize vermeiden
4. Selbstfürsorge
5. Grenzen setzen
6. Um Hilfe bitten
7. Entspannung und Stressprävention

Tipp Nr. 1: Prioritäten setzen

Mich auf das Wesentliche zu beschränken, verschafft mir bei Überforderung immer die meiste Erleichterung. Dabei wende ich zwei Strategien an.

Zunächst einmal habe ich große Klarheit darüber, was meine Werte im Leben sind, und kann dir nur empfehlen, dich damit ausführlich zu beschäftigen, falls du es noch nicht gemacht hast. Dabei unterstütze ich dich gern, wenn du magst.

Bei allem, was ich tue, frage ich mich nun, ob es in Einklang mit meinen wichtigsten Werten ist. Falls nicht, entlasse ich diese Verpflichtung aus meinem Leben oder ich nehme zumindest den Fokus davon weg und damit die Energie heraus.

Dann wende ich noch in leicht abgewandelter Form das Eisenhower-Prinzip an: alles Wichtige und Dringende erledige ich sofort. Alles, was wichtig ist und mich maximal 10 Minuten kostet, mache ich ebenfalls sofort. Die wichtigen Aufgaben, die nicht dringend sind und länger brauchen, trage ich in meinen Terminkalender ein.

Was dringend ist, aber für meine Ziele nicht unbedingt wichtig, versuche ich an andere Menschen abzugeben, die daran ein größeres Interesse haben als ich oder es einfach besser oder schneller können. Natürlich bekommen diese Menschen meine Wertschätzung dafür.

Alle Aufgaben, die dann noch übrig bleiben, also weder wichtig noch dringend sind, schiebe ich beiseite.

Beispiel: Ich muss einen Artikel fertig schreiben, weil ich mit dem Kunden langfristig zusammenarbeiten möchte. Ich sitze am Rechner, mir fällt nichts ein, und ich habe Hunger wie ein Wolf. Da klingelt der Postbote und bringt ein Buch, auf das ich schon gewartet hatte, und einen Stapel Rechnungen. In dem Moment ruft mich eine Person an, die mir eh nur Tratsch erzählen möchte. Dabei habe ich in einer Stunde einen Zoom-Termin. Ich bin kurz vor dem Überkochen!

Was tue ich? Ich gehe nicht ans Telefon, bitte Svenka, Mittag zu kochen und das Buch auszupacken, trage mir die Rechnungen für den nächsten Tag in den Terminplaner ein und lege sie an den dafür vorgesehenen Platz. Ich hole meine Vorbereitungen für den Zoom-Termin heraus und nutze die Zeit bis zum Mittag noch, um die Gliederung für meinen Artikel aufzuschreiben.

Wie gelingt dir das Prioritäten setzen?

Tipp Nr. 2: Ängste hinterfragen und abbauen

Ängste sind normale Gefühle und gehören zum Leben dazu. Aber sie setzen sich oft unbemerkt in uns fest und verselbstständigen sich. Sie ergreifen Besitz von uns und übernehmen die Regie nicht nur über unser Denken und Fühlen, sondern auch über wichtige Körperfunktionen. Das kostet uns eine Menge Energie.

Deshalb ist es heilsam, uns immer wieder Zeit für eine Inventur unserer Gefühlswelt zu nehmen. Welche Ängste sind vorhanden?

Am besten, du schreibst dir eine Liste deiner Ängste und stellst dir für jede einzelne folgende Fragen:

  • Wo hat diese Angst ihren Ursprung?
  • Wessen Angst ist es? Ist es wirklich meine?
  • Was steckt dahinter?
  • Ist sie berechtigt?
  • Wovor möchte mich die Angst schützen?
  • Wo behindert mich diese Angst?
  • Wie wirkt sich diese Angst auf mein Kind oder meinen Partner aus?
  • Wie kann ich mich ihr stellen?
  • Was gewinne ich, wenn ich diese Angst in den Griff bekomme?

Bei dieser Arbeit kann ich dich als Coach sehr wirksam unterstützen, so dass du in wenigen Stunden zu einem ganz neuen Mindset kommen kannst.

Ängste treten natürlich auch bei unseren Kindern auf. Wie können wir als Eltern damit umgehen? Besonders häufig bekomme ich derzeit Anfragen wegen Schulangst. Ich habe ein Video mit einer Einführung in das Thema aufgenommen, das du auf unserer Facebookseite findest.

Tipp Nr. 3: Abstellen unnötiger Reize

Zur Veranschaulichung schildere ich dir eine Situation, die mir neulich passiert ist. Ich hatte mich sehr auf einen Online-Vortrag zum Thema Hypnose gefreut. Ich wachte jedoch schon gestresst auf, weil ich wusste, dass mich danach die Arbeit an einem Projekt erwartet, bei dem ich gerade nicht gut voran komme und mich nicht gut dabei fühle. Mein Kopf fühlte sich schon an, als ob er einen Bienenstock beherbergte.

Beim Frühstück hörte ich wie immer das morgendliche Instagram-Live einer befreundeten Kollegin, in der Hoffnung, dass ich dadurch wieder in mein Gleichgewicht komme. Ausgerechnet an dem Tag war die Kollegin draußen unterwegs, wo viele Störgeräusche auftraten. Ich als Schwerhörige konnte durch dieses Hintergrundrauschen ihrem Vortrag nicht folgen. Trotzdem blieb ich dabei, um ja nichts zu verpassen.

Eine halbe Stunde später hatte auch die Referentin des Vortrages Probleme mit dem Mikrofon, und in mein Ohr drang ein Frequenzgemisch wie bei einem Radio ohne Antenne. Nach 15 Minuten war die Anspannung in meinem Körper so groß, dass ich abbrechen musste. Mein Befinden war im Keller, ich war für Stunden unfähig, meine Arbeit zu erledigen und brauchte erst einmal völlige Stille. Der Tag wurde erst durch eine entspannte abendliche Teambesprechung wieder gerettet.

Was ich dir damit sagen will? Dass es sich lohnt, auch die Überforderung der Sinne rechtzeitig wahrzunehmen und dann gut zu sich zu sein und seine Bedürfnisse zu erfüllen, bevor sie sich mit schlechtem Befinden in unser Bewusstsein drängen. Ich nehme mir jedenfalls vor, meine Angst, etwas zu verpassen, endlich abzulegen und das Handy jeden Tag ein paar Stunden wegzulegen.

  • Niemand ist so wichtig, dass er ständig für alle und jeden erreichbar sein muss. Deshalb benutze ich auf Spaziergängen mein Telefon meistens nur als Fotoapparat und schalte es in den Flugmodus. Ich telefoniere auch nicht im Auto, sondern höre einen Podcast, meine Lieblingsmusik oder genieße einfach die Zeit hinterm Lenkrad mit mir allein.
  • Die Hintergrundberieselung durch Musik oder gar Fernsehen habe ich bei mir als große Quelle von Überforderung ausgemacht. Besonders bei Mahlzeiten oder Gesprächen mit Familie und Freunden kann sie bei mir auch zu solcher Anspannung führen wie ich sie gestern erlebt habe.
  • Bei dir sind es vielleicht andere Sinnesreize, die zu “Speicherüberlauf” führen und dich aus dem Gleichgewicht bringen, aber es ist immer dieses Multitasking, wo wir unbemerkt zwischen verschiedenen Reizquellen hin und her switchen. Deshalb konzentriere dich bewusst auf das Wichtige in deinem Leben und sei mit deiner ganzen Aufmerksamkeit dabei. Nebenbei bekommst du deine Aufgaben schneller erledigt.
  • Du darfst wissen, dass es deinem Kind nicht anders geht. An seinem Arbeitstag in Schule oder Kita strömen viele Reize auf es ein, auf die es leider kaum Einfluss nehmen kann. Es ist kein Wunder, wenn sich abends einiges an Spannung entlädt.
  • Diese Spannung baust du am besten mit sanfter Bewegung ab, z.B. bei einem Spaziergang oder einer kurzen Radtour, bei einem Entspannungsbad oder einer Meditation. Nimm dir gerade in diesen anstrengenden Tagen immer wieder Zeit dafür, probiere aus, was für dich funktioniert und lebe das auch deinem Kind vor.

Tipp Nr. 4: Selbstfürsorge

Ich habe mir für 2022 einen speziellen Terminplaner gekauft (diesmal auf Slowenisch), wo auch Tipps gegeben werden, wie du jeden Tag etwas für dein Wohlbefinden tun kannst. Auf jeder Seite ist Platz, wo man diese Zeiten einplanen und sein Befinden einschätzen kann. Du kannst jeden etwas größeren Planer dafür verwenden.

Mache dir zunächst eine Liste von mindestens 20, besser noch mehr Tätigkeiten, bei denen du völlig entspannen und deine Akkus füllen kannst. Bei mir stehen zum Beispiel Walken, Rad fahren, Vögel beobachten, in Ruhe duschen, Lesen und Häkeln darauf. Bitte nimm das auf, was du allein für dich tust und was dich wirklich entspannt, auch wenn du beim Bügeln regelmäßig einen meditativen Zustand erreichen solltest. Plane nun jeden Tag wenigstens 30 Minuten für diese Dinge ein und lass dich dabei auf keinen Fall stören.

Mache deiner Familie klar, dass dir diese Zeit zusteht. Besonders wenn du noch kleine Kinder hast oder alte Menschen pflegst, wird es wahrscheinlich nicht sofort und immer gelingen. Gib trotzdem nicht auf und versuche es jeden Tag neu. Deine Familienmitglieder werden lernen, dass auch du Bedürfnisse hast, und dass du besser für sie sorgen kannst, wenn du selbst entspannt und in deiner Kraft bist.

Tipp Nr. 5: Grenzen setzen

Niemand ist verpflichtet, sich über sein individuelles Vermögen hinaus zu verausgaben. Vielleicht hast du in der Kindheit erlebt, dass du für Fleiß und Ausdauer gelobt und belohnt wurdest. Deshalb ist es kein Wunder, dass du deinen Wert als Person umso stärker empfindest, je mehr du arbeitest, je mehr du schaffst.

Ich wurde als Kind regelmäßig als faul bezeichnet, und das hat mir einen starken inneren Antreiber beschert. Im Beruf führte das dazu, dass ich immer wieder Aufgaben an mich riss, die eigentlich anderen zugeteilt waren. Irgendwann war ich dann für alles zuständig, das niemand anderes erledigen wollte. Letztlich wurde ich dadurch krank und brauchte erst einmal ein knappes Jahr Pause.

Lass es nicht so weit kommen, schätze deine Leistungsfähigkeit real ein und sage klar, wann es dir zu viel ist!
Mach dir bitte bewusst, dass Fleiß an sich keine Tugend ist, und dass dein Wert als Person nicht davon abhängig ist. Du bist wertvoll, weil du da bist. PUNKT.

Sicher hast du ein Anliegen in deinem Leben, das du gut ausfüllen möchtest, aber das kannst du nur, wenn du dich frei hältst von Verpflichtungen, die damit nicht im Einklang stehen. Traue dich, deine Werte zu leben und auch einmal nein zu sagen. Wenn jemand dich um Hilfe bittet, musst du nicht immer sofort aufspringen, sondern es ist dein Recht, eine Zeit vorzuschlagen, die für dich passt.

Deine tägliche Zeit für Selbstfürsorge ist genauso wichtig wie deine Arbeit und der Haushalt! Lass nicht zu, dass jemand anderes in der Zeit über dich verfügen kann! Wie wie kann es dir gelingen, deine Grenzen zu erkennen, zu akzeptieren und zu wahren?

Tipp Nr. 6: Um Hilfe bitten

Gehörst du auch zu den Menschen, die ständig um Rat gefragt werden, die immer für alle und jeden da sind, die einspringen, wenn jemand in Not ist? Wie geht es dir aber, wenn du selbst einmal eine schwere Zeit oder einfach zu viel Arbeit hast? Findest du dann die Unterstützung, die du brauchst?

Wieder muss ich zugeben, dass ich hier selbst noch eine Baustelle habe. Warum bin ich immer darauf bedacht, alles allein zu wuppen? Warum fällt es mir so schwer, andere um Hilfe zu bitten? Ist es das Eingeständnis meiner Unfähigkeit, ist es das Bestreben, bloß niemandem zur Last zu fallen, “bloß keine Umstände” zu machen? Welche Verhaltensmuster, die ich in der Kindheit von meinen Bezugspersonen übernommen habe, darf ich ablegen bzw. heilen?

Hier darf ich dazu lernen und vor allem mein Wissen verinnerlichen und umsetzen! Wenn ich von mir ausgehe, weiß ich doch, welche Freude es mir ist, jemandem helfen zu können. Wie kann ich also annehmen, dass es für andere Menschen eher eine Belastung ist? Oder habe ich Angst, dass sie mir die Hilfe versagen? In der Tat habe ich damit einige Erfahrungen. Aber ich darf mir bewusst machen, dass ein Nein zu meiner Bitte in erster Linie ein Ja der betreffenden Person zu sich selbst ist. Es hat nicht zwingend mit mir oder gar der Ablehnung meiner Person zu tun.

Wenn ich Hilfe brauche, dann frage ich jemanden. Wenn die Person nein sagt, nehme ich es nicht persönlich. Das verspreche ich mir. Und du?

Tipp Nr. 7: Entspannung und Stressprävention

Nicht immer hast du die volle Kontrolle über dein Leben. Immer wieder gibt es herausfordernde Zeiten, die deinen Stresspegel ansteigen lassen.

Hier ist es hilfreich, wenn du dir präventiv Entspannungs- und Stresspräventionstechniken aneignest. Das können Atemtechniken sein, Meditation oder geführte Fantasiereisen, das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Auch dein Kind kann sich schon einen Notfallkoffer für stressige Situationen packen. Ganzheitliche Kinder- und Jugendcoaches wie ich oder EntspannungstrainerInnen helfen ihm dabei. Bei mir kannst du auch ein maßgeschneidertes Stresspräventionstraining für deine ganze Familie buchen, wo wir uns eure konkreten Bedürfnisse und Herausforderungen anschauen. Dieses ist in der Regel auch Bestandteil meines Coachings bei Schulkonflikten oder bei Hochsensibilität.

Darf ich dich bei der Umsetzung unterstützen?

Das waren meine Tipps zum Thema Überforderung. Vielleicht konnte ich dir und deiner Familie ein wenig damit helfen. Wenn du dir persönliche Unterstützung und Begleitung wünschst, schreib mir gern eine Nachricht!

Herzlichst
Deine Karin