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Karin & Svenka Kahl
99830 TREFFURT (D)

Wie wird ein hochbegabtes Kind zum Underachiever?

Wie wird ein hochbegabtes Kind zum Underachiever?

Haben alle hochbegabten Kinder herausragende Leistungen in der Schule?

Immer noch ist die Annahme weit verbreitet, dass nur die jungen Menschen (hoch)begabt sind, die auch in der Schule besonders erfolgreich sind. Dabei wird außer Acht gelassen, dass Begabung ein Potenzial ist, das verschiedene Faktoren benötigt, um sich entfalten zu können. Sind diese ungünstig, werden Schüler oft zu Underachievern.

Was ist Underachievment überhaupt?

Mit dem Begriff Underachievment (oder Minderleistung) beschreiben wir ein Phänomen, bei dem die schulischen Leistungen weit unter dem liegen, was auf Grund der Intelligenz (bzw. des IQ) zu erwarten wäre. Es gibt unterschiedliche Definitionen, ab welcher Abweichung man diesen Begriff verwendet. Somit weichen auch die Angaben, wie hoch der Anteil an Underachievern bei hochbegabten Schülern ist, stark voneinander ab. Sie reichen von 10 – 15% bis zu einem Drittel und mehr. Gerade diese jungen Menschen brauchen unsere Unterstützung, weil die Schule ihren Lernbedürfnissen offenbar nicht gerecht wird.

Ohne Selbstwirksamkeitserfahrung keine Leistungsmotivation

Der Grundstein für Underachievment wird meistens in der Grundschule, manchmal bereits im Kindergarten gelegt, vor allem da, wo die Kinder strikt nach Jahrgängen sortiert werden und alle dieselben Aufgaben bekommen. Nachdem hochbegabte Kinder ihren Altersgefährten kognitiv um Jahre voraus sind, stellen diese Aufgaben für sie keinerlei Herausforderung dar. Sie brauchen sich nicht anzustrengen und haben keine Chance, an diesen Aufgaben zu wachsen und zu erfahren, dass sie etwas schaffen können.

Die gute Note oder das Lob der Erzieherin sind selbstverständlich und werden nicht auf das eigene Bemühen zurückgeführt. Die Anstrengungsbereitschaft, die Willenskraft und die Ausdauer können bei diesen Kindern nicht im selben Maß trainiert werden wie bei Gleichaltrigen. Selbstwirksamkeitserfahrungen setzen Aufgaben voraus, die knapp über dem liegen, was das Kind schon kann. Im Extremfall haben Hochbegabte erst als Erwachsene die Chance, sich selbst solche Aufgaben zu stellen!

Kinder, die immer als erste fertig sind, bekommen häufig noch Zusatzaufgaben, die ähnlich und ebenfalls viel zu einfach sind, wodurch ihre Bereitschaft, sich anzustrengen, nochmals sinkt. Wo es nichts Neues zu entdecken gibt und wirkliche Erfolgserlebnisse ausbleiben, geht die Lernfreude verloren.

Underachievment entsteht durch chronische Unterforderung

Viele Kinder reagieren auf viel zu einfache Aufgaben mit Verweigerung und werden deshalb mit allerlei pädagogischen Maßnahmen bedacht, von Belohnungsplänen über Elterngespräche, Nachsitzen, Strafarbeiten, schlechte Verhaltensnoten bis hin zur Note 6 für jede nicht erledigte Aufgabe.

Die Zeugnisse fallen dann entsprechend aus, und dem Kind wird eine begabungsgemäße weitere Beschulung verweigert. Für die Folgen der nicht entdeckten Hochbegabung und / oder nicht erfolgten Förderung werden die Kinder verantwortlich gemacht. Sie und ihre Eltern müssen oft die gesamte Schullaufbahn hindurch darunter leiden.

Die jungen Menschen können sich – wenn überhaupt – erst später als Erwachsene aus dieser Negativspirale befreien.

Hochbegabte Kinder und Jugendliche sind nicht nur Gleichaltrigen kognitiv voraus, sondern sie entwickeln sich auch schneller. Werden sie nicht entsprechend gefördert, geht die Schere zwischen ihrem kognitiven Potenzial und den Leistungen, die sie zeigen dürfen, immer weiter auf. Das hat nicht nur fatale Folgen für die Leistungsmotivation, sondern auch für das Selbstbild und die gesamte psychische Gesundheit.

Niemand käme auf die Idee, ein durchschnittlich begabtes Kind 12 Jahre auf eine Schule für geistig Behinderte zu schicken. Aber von einem hochbegabten Kind werden dieselben Anpassungsleistungen an Kinder, deren IQ im Schnitt um mindestens 30 Punkte niedriger liegt, wie selbstverständlich erwartet.

Einige Kinder, meistens Mädchen, reagieren auf die Unterforderung mit Überanpassung, weil ihnen das Dazugehören wichtiger ist als der eigene Lernfortschritt. Aber auch sie können früher oder später ins Underachievment rutschen, wenn sich zur chronischen Unterforderung weitere Probleme gesellen.

Wann können auch leistungsstarke Schüler ins Underachievment abrutschen?

Viele hochbegabte Schüler erleben irgendwann, oft nach dem Übertritt auf das Gymnasium oder auf die Oberstufe, eine schulische Durststrecke, in der sich ihre Noten rapide verschlechtern. Das liegt daran, dass sie bis dahin ihre schulischen Leistungen ohne jegliche Anstrengung abrufen konnten und ihnen geeignete Lern- und Arbeitsstrategien völlig fehlen. Sie wissen vielleicht nicht, wie man sich Notizen macht, wie man sich Fakten einprägt, wie man einen Text oder eine Rechenaufgabe auf Fehler überprüft oder wie man sich auf eine Leistungskontrolle vorbereitet.

Die Noten — und in der Folge das Selbstbild und die Leistungsmotivation – befinden sich in dieser Phase oft geradezu im freien Fall. Je früher der Schüler in dieser für Hochbegabte typischen Leistungskrise professionelle Hilfe von einem Coach bekommt, desto besser sind seine Chancen, letztlich nicht im Underachievment zu landen.

Ist ein Schüler einmal im Underachievment, kann sich seine Situation durch das normale relative Desinteresse an schulischen Dingen in der Pubertät noch verschärfen. Zusätzlich verstärkt sich von Jahr zu Jahr der Druck von Seiten der Schule auf die gesamte Familie.

So kommen Underachiever zurück in die Erfolgsspur

Nachdem gerade in dieser Zeit die Weichen für den weiteren Bildungsweg bzw. den Start ins Berufsleben gestellt werden, müssen Underachiever meistens einige Umwege in Kauf nehmen, ehe sie ihr Potenzial entfalten können oder eine Tätigkeit finden, die sie erfüllt. Dabei ist ihre Lebensqualität über Jahre weit unter dem, was möglich wäre. Deshalb ist ein Coaching für Underachiever besonders wertvoll.

Coaches und Berater brauchen bei Underachievern viel Fingerspitzengefühl und Kenntnisse über die Besonderheiten Hochbegabter. Es geht darum, das Selbstbild zu stärken und die Eigeninitiative zu wecken. Oftmals müssen auch ein Wechsel der Schulform oder andere große Veränderungen in die Wege geleitet werden.

Wir von MenschensBILDUNG bieten hier neben Tools aus dem Lifecoaching den ProfilPASS für junge Menschen an. Gemeinsam entdecken wir Potenziale, Stärken und Erfahrungen, auf denen wir aufbauen können, arbeiten an zusätzlichen Herausforderungen (z.B. Mobbing), formulieren Ziele und begleiten die Umsetzung. Natürlich beziehen wir auch das Umfeld des Jugendlichen mit ein und schlagen praktikable Lösungen vor.

Wenn dein Kind ein Underachiever ist, komm gern in unsere Community für Eltern von Kindern mit Passungsproblemen im Schulsystem. Dort tauschen wir uns regelmäßig darüber aus, wie du deinem Kind die Freude am Lernen erhalten und verhindern kannst, dass es zum Underachiever wird.